So wie der Fisch, der gegen den Strom schwimmt habe ich mich als Jugendlicher gefühlt, als ich gegen eine Gesellschaft opponierte, die nach meiner Ansicht in die falsche Richtung trieb. Es ist ein Bild der Einsamkeit, aber auch des Stolzes. Es hat durchaus Pathos.
So wie dieser Fisch habe ich mich aber auch gefühlt, als ich begann in China zu leben. Es ist die Erfahrung, die Menschen immer wieder in einer anderen Kultur machen, anders zu sein, aber auch anders behandelt zu werden. Es ist eine Erfahrung, die Millionen von Menschen weltweit machen - und das nicht immer freiwillig. Das kann beängstigend und verstörend sein oder - wenn die Umstände günstig sind - ein spannendes Abenteuer, das den eigenen Horizont erweitert.
So oder so, das Leben geht weiter. Man sucht und findet Gleichgesinnte oder auch einfach Menschen, die sich in der gleichen Situation befinden. Man erlebt Nähe, Freundschaft, Liebe.
Wenn man in einer anderen Kultur lebt, kann man plötzlich feststellen, dass mit Menschen, die einen ganz anderen Hintergrund haben, trotzdem ein Verständnis möglich ist, das weit über das hinaus geht, was man mit vielen Leuten aus dem eigenen Land erlebt hat. Die Vorstellungen, was vertraut und was fremd ist, geraten durcheinander.
In China habe ich festgestellt, dass es häufig gerade die eher ungewöhnlichen Leute sind, oftmals selbst Außenseiter, mit denen man als Fremder leichter in Kontakt kommt.
Freunschaft hebt Außenseitertum nicht auf. Aber sie macht es erträglicher. Mehr noch: Sie lässt es attraktiv erscheinen, nicht dazu zu gehören.
Eines der Dinge im Leben, die am schwersten zu lernen sind, ist angemessenes Verhalten: Zur rechten Zeit gegen den Strom zu schwimmen und zur rechten Zeit mit ihm. Ich kann mich tragen lassen von der Gemeinschaft mit anderen, auch wenn ich anders bin. Der rote Fisch auf dem dritten Bild hat seine eigene Farbe behalten, aber er ist trotzdem aufgehoben in der Harmonie des Schwarms.
Das war auch meine Erfahrung nach mehreren Jahren in China. Ich war immer noch Ausländer und würde das auch immer bleiben. Aber ich eckte weniger an und je mehr ich mich auf die fremde Lebensweise einlassen konnte, umso mehr merkte ich auch die Bereicherung die das für mein eigenes Leben bedeutete.
Jede Kultur hat ihre eigenen bewundernswerten Seiten, die man anderswo schwer findet. Aber jede Kultur hat auch die Tendenz einzuengen und zu kontrollieren. Ständiges Opponieren ist ebenso problematisch wie ständiges Mitmachen. Den richtigen Weg dazwischen zu finden, das ist die eigentliche Herausforderung im Leben.
Die drei Bilder stehen für Einsamkeit, Freundschaft und Gemeinschaft. Diese drei können jeweils für einen Moment lang als elementare Kräfte erlebt werden. Aber sie sind nicht ausschließlich. Sie wechseln sich ab. Alles bleibt im Fluss. Für mich bedeutet Freiheit, dass ich mich zwischen den Ufern bewegen kann, zwischen Vertrautheit und Fremdheit, Revolte und Harmonie, Integration und Rückzug.
Jedes der drei Bilder für sich genommen ist einseitig. Als Serie ergänzen und kommentieren sie sich gegenseitig.
Just different - You are not alone - Enjoy the flow ...
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